Wir möchten hier versuchen, dem geschichtlich interessierten Kunden mit Bildern, Texten und Filmen den Blick in eine gar nicht allzu lang zurückliegende Zeit zu öffnen, gleichzeitig den Bogen zur Gegenwart spannen, sowie einen Abriss unserer Firmengeschichte aufschreiben und bewahren.

Geschichte ist unserer Meinung nach nichts Staubiges und schon gar nicht uninteressant. In heute sehr schnelllebigen, teilweise oberflächlichen und unverbindlichen Zeiten, ist gerade der Blick zurück der, der uns immer wieder die Motivation gab und gibt Neues zu probieren und dazu auch den Mut und das Durchhaltevermögen zu haben.

Kürzlich haben wir beim Besuch der sehr interessanten Ausstellung "Moderne Zeiten" im Alten Rathaus Leipzig einen kleinen Film entdeckt, der unser Leipzig so zeigt, wie es Urgroßvater und Firmengründer Erich Haage 1931 als junger Mann gesehen haben muß. Eine heranwachsende Großstadt in einer Zeit, als individuelle Mobilität für viele erschwinglich wurde. Überall reges Treiben, Geschäftstätigkeit, Autos und vor allem Motorräder! Wir haben diesen Film hier eingebunden, taucht ein in das Leipzig von 1931. Ihr werdet vielleicht ebenso begeistert sein wie wir und manches in unserer schönen Stadt wiedererkennen.

Leipzig zur Zeit der Firmengründung (Video aus dem Zentralen Bundesarchiv)

Am Montag dem 4. April im Jahre 1932 eröffnete unser Großvater Erich Haage im Alter von 26 Jahren seine erste eigene Werkstatt für Reparaturen an Kraftfahrzeugen aller Art. 

Zur Werkstatt gehörte eine der damals üblichen BP Olex Tanksäulen, welche an der viel befahrenen Liebertwolkwitzer Hauptstraße in Richtung Leipzig stand. Ein Nachbau der Säule steht mittlerweile als dekoratives Ausstellungsstück bei uns im Laden. 

1905 wurde der Firmengründer als ältester Sohn von Otto und Martha Haage geboren. Otto Haage, selbst Techniker, vielseitig gebildet und interessiert, kam schon 1915, ein Jahr nach Ausbruch des ersten Weltkriegs, mit einem amputierten Unterschenkel aber ansonsten körperlich unversehrt wieder heim. So konnte er seine Kinder im Gegensatz zu vielen anderen Vätern dieser Zeit aufwachsen sehen.

1905 wurde der Firmengründer als ältester Sohn von Otto und Martha Haage geboren. Otto Haage, selbst Techniker, umfassend gebildet und vielseitig interessiert, kam schon 1915, ein Jahr nach Ausbruch des ersten Weltkriegs, mit einem amputierten Unterschenkel, aber ansonsten körperlich unversehrt, wieder heim. So konnte er seine Kinder im Gegensatz zu vielen anderen Vätern dieser Zeit aufwachsen sehen. 

Wir gehen davon aus, daß er seine Leidenschaft für Technik an seine Kinder weitergab. Bilder aus den goldenen 20ern des letzten Jahrhunderts belegen eine rege Tätigkeit und Arbeit an allem was sich dreht, bewegt und zur Fortbewegung dient.

Ein sehr altes Foto, geschätzt dem Jahr 1923, zeigt den Firmengründer Erich Haage mit ins Gesicht geschriebenem Besitzerstolz auf einem ersten mit HG-Logo versehenen Eigenbaumotorrad mit einem ALBA Einbaumotor aus Stettin. Erzählungen zufolge sind von diesem Motorrad mehrere Exemplare entstanden. Leider ist uns nicht bekannt, ob eines davon erhalten geblieben ist. Falls irgendwo eines ganz oder in Teilen vergessen in einer Scheune, einem Keller, einer Garage oder unerkannt in einer Sammlung schlummert - bitte melden!

Seine Berufliche Ausbildung machte der Firmengründer von 1920 bis 1923 in der Leipziger Schnellpressenfabrik. Dort wurde er zum staatlich geprüften Maschinenbauer ausgebildet. Anschließend arbeitete er in diversen Autowerkstätten, um 1932 dann den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Diese erste Werkstatt in Liebertwolkwitz führte er 3 Jahre, bis er 1935 eine Wagenpflege mit Werkstatt, Garagen und Tankstelle in Plauen im Vogtland pachtete. Dorthin siedelte er dann mit seiner Ehefrau Liesbeth und seinem 1935 geborenen Sohn Erhard um. Es folgten einige wenige Jahre bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges. Kurz davor im Jahre 1938 bestand er die Prüfung zum KFZ-Meister an der Handwerkskammer zu Leipzig. Durch die Kriegswirren sind nur wenige Unterlagen aus dieser Zeit erhalten geblieben. Lediglich ein einziges Bild zeigt unseren Erhard Haage als kleinen Jungen beim Schrauben an einem Sechszylindermotor mit seinem Vater Erich Haage. Von 1939-1945 begleitete unser Großvater die Stelle eines Werkmeisters und war für die Reparatur aller möglichen Fahrzeuge der Armee zuständig. Dem Wahnsinn des Krieges entronnen, kam er 1945 wieder heim. Deutschland lag in Trümmern, aber die Familie fasste neuen Mut und machte nach Ende des Jahres 1945 in der Heimat seiner Frau in Guteborn bei Meerane eine erste bescheidene Werkstatt auf. Da es im Nachkriegsdeutschland an allem fehlte, wurde alles was kam repariert. Vom Pferdefuhrwerk, Fahrrad, Motorrad, Auto bis hin zum landwirtschaftlichen Gerät wurde mit viel Improvisationstalent vieles wieder fahr- und benutzbar gemacht. In seiner typischen Lederhose unterwegs, hatte er immer einen öPutzlappen und diverses Werkzeug einstecken. Schon nach kurzer Zeit wurde das Dreierhäuschen, eine heute noch existierende Werkstatt zwischen Meerane und Gößnitz, angemietet. Sohn Erhard Haage lernte in dieser Zeit im Apollowerk Gößnitz. Zeit seines Lebens erzählte er, daß er das erste halbe Jahr feilen mußte. Dafür konnte er es dann. Nach erfolgreich abgeschlossener Lehre begann er im Betrieb seines Vaters.

Im Jahre 1955 stand wieder ein Umzug an. Man ging zurück zu den Wurzeln und zog nach Leipzig. Erhard Haage hatte seine spätere Frau Margot kennen und lieben gelernt. Durch die Geburt des ersten Sohnes Frank Haage im Jahre 1956, bekam unsere sie von behördlicher Seite auch die Berechtigung nach Leipzig ziehen zu können. Die Werkstatt eröffnete im Leipziger Stadtteil Mockau (damals N25) in der Volbedingstraße 7. Sie wurde vom Ingenieur Schuh, ehemals Chrysler und Wanderer Generalvertretung für Mitteldeutschland, gepachtet. Diese Adresse sollte der Firmensitz für die nächsten 40 Jahre werden. Auf Grund des mittlerweile guten Bekanntheitsgrades wuchs die Werkstatt kontinuierlich. Lehrlinge und Gesellen wurden eingestellt. Wieder wurde "fast" alles repariert. Im Jahre 1957 besuchte Erhard Haage einen Grundlehrgang im Simson Werk Suhl, deren Motorräder und Mopeds fortan für die nächsten 4 Jahrzehnte repariert und gewartet wurden. Die entsprechende Urkunde und den dazugehörigen analogen Simson Drehkalender könnt ihr aktuell immer noch bei uns besichtigen, er wird täglich weitergedreht. Zweite Motorradmarke waren die ungarischen Pannonia Motorräder, um die sich Dieter Brausemann, ein Cousin, kümmerte. In dieser Zeit qualifizierte sich Erhard Haage ebenfalls zum KFZ-Meister an der Handwerkskammer Leipzig, um die KFZ-Reparaturwerkstatt weiterführen zu können. Zum Verständnis sei anzumerken, daß die damaligen Werkstätten in der mittlerweile sehr jungen DDR reine Reparaturbetriebe waren. Fahrzeuge wurden damals nicht, wie heute üblich, verkauft. Sie wurden vielmehr von staatlichen Verkaufsstellen nach Verfügbarkeit, Parteizugehörigkeit und Beziehungen verteilt. Den KfzWerkstätten blieben die Wartung und Reparatur. Die Ersatzteilbeschaffung war entsprechend schwierig und wurde von teilweise weniger klugen Köpfen geplant. Es entwickelte sich in der Mangelwirtschaft zwangsweise eine Kultur der Tauschgeschäfte in der viele verzweifelten, aber auch ihren Platz fanden bzw. finden mussten. Der Bau der Mauer schloss uns ab 1961 vollends ein und von der übrigen Welt ab.

Das Jahr 1961 brachte zudem nach kurzer schwerer Krankheit den Tod des Firmengründers Erich Haage.

Erhard Haage stand somit mit ebenfalls 26 Jahren über Nacht auf eigenen Füßen und er übernahm die Firma in 2. Generation. In einer schweren Anfangszeit, mußte Personal abgebaut werden. Bis 1964 arbeitete er mit seinem Cousin Dieter Brausemann als 2 Personenbetrieb. Dieser durfte dann nach der nicht vermeidbaren NVA Pflichtzeit nicht wieder im Betrieb anfangen. Damit war er Einzelkämpfer und fand in seiner Frau Margot tatkräftige Unterstützung. Fortan kümmerte man sich gemeinsam und ausschließlich als Vertragswerkstatt um die Mopeds der Marke Simson. Es gab wohl kaum ein Schwalbe-, Star-, Spatz-, S51- oder SR1-Moped im Raum Leipzig, welches damals nicht durch seine und ihre Hände gegangen ist.

Der Verdienst von Margot und Erhard ist es, diese lange Durststrecke im Ostsektor des geteilten Deutschlands, genannt DDR, durchgestanden zu haben. Man hatte familiäre Bindungen, Heimatverbundenheit und mit den 1958 und 1968 geborenen Söhnen Thomas und Bernd, die Verantwortung drei Kinder zu versorgen.

Als die ältesten Söhne Frank und Thomas 1973 und 1975 die Schule beendeten, bestand keine Möglichkeit im Familienbetrieb ausgebildet zu werden. Die Obrigkeit der DDR hatte Anfang der 1970er beschlossen, den Rest der Privatwirtschaft zu verstaatlichen und ließ keinerlei Wachstum der "Kleinen" zu. Die beiden großen Söhne gingen damals in die Landwirtschaft im Umland. Ende der Siebziger, Anfang der 80er besann man sich von Seiten des Staates und erkannte, daß die vielen kleinen Handwerksbetriebe der DDR deren Überleben mit sichern könnten. Aus heutiger Sicht eher ein langsames Sterben des Staates. Die Mangelwirtschaft hatte sich kaum verbessert. Wenn ich mit Vater als Kind freitags Ersatzteile einkaufen ging, gab es meist wenig und nicht unbedingt das was man brauchte. Ohne Vitamin B (Trinkgeld) ging nichts bis gar nichts. Man kaufte halt was da war, lagerte, tauschte und improvisierte. Damals hatte man kein Material und dafür viel Zeit. Heute ist es eher umgekehrt.

In der Zeit ab 1990 gab es vieles innerhalb von 24 Stunden, hat aber dafür die Zeit zur Mangelware erklärt. Das betrachten wir aber mittlerweile als sehr gute Schule und Erfahrung des Lebens. Wir können auch mit weniger und wehren uns, wo es sinnvoll ist, zum Teilewechsler zu werden. Nach erfolgreichem Schulabschluss im Jahre 1985 konnte Bernd Haage am 01.09.1985 eine Lehre als KFZ-Mechaniker im Leipziger Motorradbetrieb MZ Himmelreich in der Connewitzer Hermannstraße beginnen und 1987 mit dem Gesellenbrief beenden. Nahtlos begann Bernd Haage 1987 in der Firma des Vaters und Großvaters und man widmete sich als frisch gebackene Vertragswerkstatt der traditionsreichen aus DKW hervorgegangenen sächsischen Marke MZ. Erhard und Margot betreuten weiter die Simson Mopeds. Das Jahr 1989 brachte mit den Oktoberdemonstrationen in Leipzig als Ausgangspunkt, die lang ersehnten radikalen und vor allem friedlichen Veränderungen in unserem Land. Damit begann die wohl aufregendste Zeit der jüngeren deutschen Geschichte. Eine für unsere Firma richtungsweisende Begegnung fand im Sommer 1990 auf der Leipziger Messe statt. Dort präsentierte sich die Marke Suzuki mit einigen Motorrädern und suchte Händler. Das war vollkommenes Neuland. Erhard fuhr mit Margot im Trabbi nach Heppenheim und unterschrieb im Oktober 1990, elf Monate nach Grenzöffnung und drei Monate nach der Währungsunion, den Händlervertrag.

Somit gehören wir zu den ersten Suzuki Motorradhändlern in Mitteldeutschland. Die nun nachfolgende Zeit war eine sehr verrückte, intensive und von viel Arbeit geprägt. Die ersten Motorräder kamen im Dezember 1990. Eröffnung war im April 1991 im alten Firmensitz in der Volbedingstraße. Es wurden eiligst Verkaufsräume geschaffen bzw. improvisiert. Die Technik war neu und interessant, hatte aber auch nur zwei Räder und auf Grund unserer guten Basis, vielen Fleißes und intensiver Arbeit, waren wir in kürzester Zeit, ohne groß nachdenken zu können, am Verkaufen, Warten und Reparieren der neuen Technik. Gleich zu Anfang 1990 konnte nun Sohn Frank Haage in der Familienfirma anfangen. Frank Haage legte zum vorhandenen Landwirt, Traktorenschlosser und Schweißer seinen KFZ-Gesellenbrief ab.

Bernd Haage bestand 1992 seinen Meisterbrief im KFZ-Gewerbe an der Handwerkskammer zu Leipzig. 

Die nächste größere Veränderung stand im Jahre 1995 an. Zwei Jahre zuvor zeichnete sich ab, dass die seit 1955 von der Stadt Leipzig gemieteten Geschäftsräume mit berechtigten Rückübertragungsansprüchen behaftet waren. Damit war klar, dass wir dort keine Zukunft hatten und erwarben im Sommer 1994 ein für uns passendes Grundstück ebenfalls im Stadtteil Leipzig Mockau. Die dort bestehenden Gebäude wurden in kürzester Zeit saniert und um einen damals eher kleinen Verkaufsraum Neubau ergänzt. 

Im April 1995 eröffneten wir unseren Firmensitz in der Kieler Straße 41, der bis heute unser Stammhaus ist. In den Anfangsjahren aus allen Nähten platzend, ist die Firmenfläche heute genau richtig. Weniger ist hier halt manchmal mehr. Aktuell werden ca. 5000 aktive Kunden mit ihren Zweirädern betreut. Nach nunmehr 31 Jahren sind wir immer noch mit Lust und Freude Suzuki Motorrad Vertragshändler.

Mit dem Umzug in die Kieler Straße haben Margot und Erhard Haage die Geschicke in die Hände der 3. Generation Frank und Bernd Haage gelegt. Erhard half weiter nach Kräften, restaurierte eine komplette Simson Moped Serie, welche wir seit 2017 im Verein Militärhistorik Röcknitz ausstellen dürfen.  

Er verstarb leider viel zu früh im Jahre 2004 mit 69 Jahren.

Margot Haage als Seniorchefin im Unruhestand ist mit mittlerweile über 85 Jahren noch immer als gute Seele der Firma im Hintergrund aktiv. Wer uns zeitig besucht, sieht sie täglich beim Herrichten unserer Kaffeestation. Ansonsten ist sie privat eine sehr aktive Seniorin und genießt ihren Unruhestand, ihre drei Kinder, 8 Enkel und 12 Urenkel.

Im Jahre 2014 begann Alexander Haage seine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker Motorrad, welche er 2018 nach 3½-jähriger Lehrzeit erfolgreich bestand. 

Seiner Nachforschung im Jahre 2015 ist es zu verdanken, dass die verschollene Meisterurkunde seines Urgroßvaters und Firmengründers Erich Haage nun wieder als Kopie in unseren Händen ist. 

Er ist nunmehr die 4. Generation und führt seit dem 1. Januar 2022 den Familienbetrieb gemeinsam mit seinem Vater Bernd Haage. Frank Haage ist zum 31.12.2021 in den verdienten Unruhestand gegangen und steht weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung.

Zwei weitere KFZ-Mechaniker schrauben zudem zuverlässig, fleißig und ganzjährig in der Werkstatt. 

Seit 2018 haben wir mit Royal Enfield die Vertretung der längsten am Stück produzierenden Motorradmarke der Welt in unser Haus nach Leipzig geholt. 

Am 4. April 2022 feiern wir unser 90. Firmenjubiläum. Ein inhabergeführtes Familienunternehmen in der 4. Generation. Vier Staatssysteme - ausgehalten, überstanden, arrangiert, akzeptiert. Wir sind stolz auf das Geleistete und bedanken uns bei all unseren Kunden für ihre Treue zu uns. Wir begleiten euch weiter bei der Ausübung unserer gemeinsamen Leidenschaft einer individuellen Mobilität mit dem Zweirad und freuen uns jeden Tag für euch mit Spaß, Fleiß und Bescheidenheit arbeiten zu können.

Die 4.Generation ist bereit und somit sind wir vielleicht eines der ältesten Startups in Leipzig. Mit Nachhaltigkeit. Versprochen. Seid gespannt was die Zukunft bringt. 


Bernd Haage, 01.01.2022